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Bekanntmachung

Bekanntmachung

Die vielen Unglücksfälle im Kurort Seeshaupt und Umgebung gaben Veranlassung, für eine Rettungskolonne zu bilden. Die Erteilung des Unterrichts wird in liebenswürdiger Weise Herr Sanitätsrat Dr. Jäggle in Seeshaupt übernehmen. Die erste Unterrichtsstunde beginnt am Freitag den 22.Mai.1925 nachmittags 7:30 Uhr im Schulhaus Seeshaupt.

Im Interesse der guten Sache wird eine recht zahlreiche Teilnahme an dem Unterricht erwartet. Aufgenommen können vorerst nur solche Personen werden, welche beabsichtigen mehrere Jahre in Seeshaupt sich aufzuhalten. Jene Personen, die Mitglieder der Kolonne werden und an dem Kurs teilnehmen wollen, haben dies nachtragend durch ihre Unterschrift zu bestätigen.

Seeshaupt, den 21. Mai 1925

Der EinberufeneSchaffner Walter

Geschichtliches

Aus der Chronik der Frauenbereitschaft der Seeshaupter Sanitätskolonne

Zur bereits bestehenden Seeshaupter Sanitätskolonne kam im Jahr 1939 die Frauenbereitschaft dazu (Bild links). Dazu stand seinerzeit im Weilheimer Tagblatt zu lesen: Am Mittwoch, 28.Juni um 20 Uhr findet in der Turnhalle die Vereidigung der weiblichen BRK Gruppe statt... Im Anschluss an die Feier treffen sich die Teilnehmer und Mitglieder der BRK Ortsgemeinschaft mit ihren Angehörigen im Hotel am See zu einem Kameradschaftsabend mit Konzert.

Bei dieser Vereinsgründung steht ein Name ganz oben an: Anni Habereder, besser hier in Seeshaupt bekannt unter dem Namen "Schwester Anni". Sie war damals der treibende Motor, die Anlaufstelle und der Organisator, kurz die Identifikationsfigur des hiesigen Roten Kreuzes.

Damals, so erinnern sich die Frauen, die von Anfang an beim Roten Kreuz waren, war der Krankentransport in die weit entfernten Krankenhäuser die Hauptaufgabe der Sanitätskolonne: zu anfangs noch per Bahn im Gepäckwagen mit der "Rädertrage", später dann mit einem eigenen Sanka.

Groß war das Arbeitsgebiet der Sanitätskolonne im und nach dem Krieg: Kurz vor Kriegsende versorgten die Frauen die KZ-Häftlinge, die mehrere Monate lang nach ihrer Irrfahrt vom Dachauer KZ hier in Seeshaupt am Bahnhof gelandet waren. Nach Kriegsende strömten wie überall die Flüchtlinge in den Ort, die es zu versorgen, unterzubringen und zu verpflegen galt. Um die große Not nach dem Krieg ein wenig zu lindern, baute Schwester Anni mit anderen engagierten Frauen das "Jugendwerk" (Bild links) auf, bei dem für Kinder armer Leute gestrickt und genäht wurde. Auch die Schulspeisung war Aufgabe des Roten Kreuz.

Wenn der Dienst auch manchmal anstrengend war, so erinnern sich die Frauen der "ersten Stunde", es war schön, den anderen in Notsituationen helfen zu können. Und außerdem habe man immer auch das gesellschaftliche nicht zu kurz kommen lassen: Oft genug gab es Anlass zum fröhlichen Feiern.

Anna Habereder "Schwester Anni"

Mit der Pfarrhaushälterin Anna Habereder "Schwester Anni" haben Seeshaupt und das Rote Kreuz eine äußerst verdiente Mitbürgerin verloren, deren Leben geprägt war von der Hilfsbereitschaft und aufopferndem Dienst am Nächsten.

Anna Habereder leistete schon 1917 für das Rote Kreuz Helferinnendienste, 1938 trat sie dann in die Bereitschaft ein und bewährte sich seither in vielen Ämtern, so als Ausbilderin, als Zugführerin  und Bereitschaftsleiterin. Immer war sie zur Stelle, wenn es galt, Verletzte zu bergen oder Menschen in Not zu helfen. Sie erwarb sich zu dieser Zeit besondere Verdienste in der Betreuung der zurückflutenden Flüchtlinge aus den Ostgebieten. Hervorzuheben ist auch die Betreuung unzähliger KZ-Häftlinge, die von den heranrückenden amerikanischen Streitkräften aus einem Gefangenentransport auf der Bahnstrecke Seeshaupt-Penzberg befreit wurden. Weitere große Aufgaben kamen nach dem Krieg hinzu. So übernahm sie selbstverständlich und bereitwillig die Suchdienst-Nebenstelle. Seeshaupt betreute als verlängerter Arm des Kreisverbandes die Heimkehrer aus dem Kriege und weiterhin die in unserem Raum sehr zahlreiche ankommenden Flüchtlinge. 1952 erwarb "Schwester Anni" den Lehrschein für "Pflege eines Kranken im Haus", 1954 den für "Mutter und Kind" und 1961 den Lehrschein als Ausbilderin "Erste Hilfe". Zum Ehrenmitglied der Bereitschaft wurde "Schwester Anni" 1969 ernannt, bis ins hohe Alter blieb sie im Roten Kreuz aktiv.

Ihre Verdienste wurden bei zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, so erhielt sie das BRK-Ehrenzeichen in Gold, die staatliche Auszeichnung am Bande und das DRK-Ehrenzeichen mit Steckkreuz.

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